Doktorarbeit
Darstellung und Charakterisierung von hyper- und hochverzweigten Methacrylaten durch Gruppenübertragungspolymerisation
Peter Simon (01/2000-01/2000)
Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
Die selbstkondensierende Gruppenübertragungspolymerisation von 2-[(2-Methyl-1-triethylsiloxy-1-propenyl)oxy]ethyl-methacrylat (MTSHEMA) und die Copolymerisation mit Methylmethacrylat (MMA) und tertButylmethacrylat (tBMA) wurde untersucht. Da MTSHEMA eine polymerisierbare MethacryloylEinheit und eine zur Initiierung einer Gruppenübertragungspolymerisation befähigte SilylketenacetalEinheit besitzt führt die Selbstkondensierende Vinylpolymerisation (SCVP) dieser Verbindung zu hyperverzweigten bzw. die Selbstkondensierende VinylCopolymerisation (SCVCP) zu hochverzweigten Polymeren.
Bei der Homopolymerisation von MTSHEMA bei Raumtemperatur unter Katalyse von TetrabutylammoniumBibenzoat konnten nur niedrige Molekulargewichte erreicht werden. Mit Hilfe quantitativer 13CNMRSpektroskopie wurde dies auf einen nucleophilen Angriff der aktiven Kettenenden auf Carbonylgruppen des Polymeren zurückgeführt (BackbitingReaktion). Weiterhin konnte anhand kinetischer Daten auf die Reaktion eines Kettenendes mit der einzigen, in der KernEinheit des Polymermoleküls verbliebenen Doppelbindung geschlossen werden. Die Nebenreaktionen können durch Veränderung der Reaktionstemperatur und den Einsatz von Initiatoren der zurückgedrängt werden.
Im Gegensatz zu den Ergebnissen der Homopolymerisation erfolgt die Copolymerisation mit Methylmethacrylat bei Raumtemperatur ohne Nebenreaktionen. Durch die Variation des molaren Verhältnisses von MTSHEMA zu dem der Comonomeren war es möglich, Molekulargewicht, Verzweigungsgrad und dadurch die Viskosität in Lösung zu kontrollieren.
Die Bestimmung der Molekulargewichtsverteilung sämtlicher Polymere erfolgte durch Kopplung der Gelpermeationschromatographie (GPC) mit einem Viskositätsdetektor und einem VielWinkel LichtstreuPhotometer. Diese MultidetektorGPCMessungen ermöglichen nicht nur die Detektion der absoluten Molekulargewichte, sondern auch die Bestimmung der MarkHouwink Parameter und des Lichtstreuexponenten. Für alle verzweigten Polymere wurde ein deutlich niedrigerer MarkHouwink Exponent als für die entsprechenden linearen Vergleichspolymere gefunden, gleichbedeutend mit einer kompakteren Struktur in Lösung. Die aus dem Vergleich der Viskositäten und Trägheitsradien ermittelten Schrumpfungsparameter lassen weiterhin Schlüsse auf den Verzweigungsgrad zu.
Die Ergebnisse der Homo und Copolymerisation folgen in erster Näherung den entsprechenden theoretischen Modellen, die begleitend zu dieser Arbeit entwickelt wurden. Eine exakte Anpassung der Theorie an die experimentellen Befunde scheiterte aufgrund der hohen Komplexität des theoretischen Modells.
Nach den Ergebnissen der viskoelastischen Spektroskopie folgt das Verhalten der verzweigten Polymere in der Schmelze der RouseTheorie und deutet damit auf die Abwesenheit von Verschlaufungen hin.
Durch die Copolymerisation mit tertButylmethacrylat (tBMA) und MTSHEMA konnte hochverzweigtes Poly(tertbutylmethacrylat) synthetisiert werden. Die Verseifung dieser Polymere ergab verzweigte Polymethacrylsäure, deren Synthese bisher nicht möglich war.